Lokomotivgeschichte(n)
Taiwan High Speed Rail
Mit
Höchstgeschwindigkeit geht es durch Taiwan. Mit der Taiwan
High
Speed Rail können Einheimische sowie Touristen in 96 Minuten
von
der Hauptstadt Taipeh, gelegen am nördlichen Ende des
Inselstaates, bis zum südlichen Ende zum Hauptbahnhof
Kaohsiung
fahren. Seit dem 5. Januar 2007 ist dieser einmalige
Hochgeschwindigkeitszug in Betrieb. Offizieller Betreiber ist die
Volksrepublik China. Die Gesamtstrecke beträgt 345 Kilometer.
Anfang
der 90er Jahre entstand in Taiwan die Überlegung, die
Hauptstadt
Taipeh im Norden besser mit dem vom taiwanesischen Business eher
abgeschnittenen Süden zu verbinden. Der Großteil der
20
Millionen Bewohner des Inselstaates lebt im Norden, im Süden
dagegen leben nur 1,5 Millionen Menschen. Per Flugzeug wurden die
beiden Enden Taiwans Ende der 90er Jahre noch im Zehn-Minuten-Takt
angeflogen. Doch der Flugverkehr sollte entlastet werden. Daher
entstand die Idee zur Taiwan High Speed Rail. Als
Höchstgeschwindigkeit wurden 350 Stundenkilometer veranschlagt.
Aus
Umweltschutz- und Lärmgründen stand relativ
früh in der
Planungsphase fest, dass von den 345 Streckenkilometer 252 Kilometer
über Brücken und Viadukte führen sollten. 48
Kilometer
fahren die Passagiere des Taiwan High Speed Rails durch Tunnel. Dadurch
sollte auch natürlichen Tierbeständen und dem
üblichen
Verkehr auf Taiwan ausgewichen werden. Die
„normale“
Streckenführung beläuft sich also auf nur 45
Kilometer. Jeder
Kilometer der Strecke zwischen Taipeh und Kaohsiung wurde neu gebaut.
Die Verantwortlichen koppelten die Streckenführung der
taiwanesischen Hochgeschwindigkeitsbahn komplett vom Eisenbahnnetz des
Inselstaates ab. Die üblichen Züge Taiwans
können auf
der neuen Strecke außerdem gar nicht fahren. Denn die
üblichen Schienen auf Taiwan haben einen Zwischenraum von gut
einem Meter, was der sogenannten Kapspurweite entspricht. Die Taiwan
High Speed dagegen fährt auf einer Normalspurweite mit etwa
1,5
Meter Zwischenraum.
15
Milliarden Euro verschlangen die Bauarbeiten für den rasend
schnellen Zug bisher. Die Arbeiten begannen im Mai 1999 und sollten im
Oktober 2005 beendet sein. Doch drei Monate vor dem geplanten Ende
wurde deutlich, dass dieser Termin nicht eingehalten werden konnte.
Erst 88 Prozent der Streckenführung waren verlegt,
außerdem
waren noch nicht alle Bahnhöfe betriebsbereit. Aber das
größte Problem bestand im Bereich der mechanischen
und
elektronischen Systeme. Davon waren erst 60 Prozent fertig.
Darüber hinaus hatten die Betreiber mit finanziellen
Schwierigkeiten zu kämpfen. Auf 12 Milliarden US-Dollar waren
die
Baukosten veranschlagt. Kurz vor Fertigstellung war dann klar, dass das
ehrgeizige Projekt wohl mehr verschlingen wird. Wurde das geplante
Bauende zunächst auf Oktober 2006 verschoben, dauerte es dann
schließlich bis Januar 2007, bis der erste reguläre
Zug
rollte. Um sich gegen die jährlich etwa 30.000 Erdbeben in
Taiwan
zu sichern, installierten die Streckenarchitekten Verankerungen an die
Schienen, die bis 100 Meter tief in den Boden reichen. Die
taiwanesischen Lokführer wurden in den ersten Monaten
übrigens von 13 Triebfahrzeugführern aus Deutschland
ausgebildet.
Die
Hochgeschwindigkeitszüge sollen demnächst insgesamt
13
Bahnhöfe ansteuern. Acht davon sind bereits in Betrieb, zwei
befinden sich aktuell im Bau, drei weitere sind für die Jahre
2012
bis 2015 geplant. Ein Bahnhof steht in der taiwanesischen Stadt
Hsinchu. Sie ist bekannt durch ihren Technologiepark, eine zollfreie
Zone, in der 20 Unternehmen angesiedelt sind, die elektronische
Halbleiter produzieren. Überhaupt spielt die Technikproduktion
eine große Rolle in Hsinchu. Der
LCD-Flachbildschirmhersteller AU
Optronics hat hier genauso seinen Hauptsitz wie verschiedene kleinere
und größere Halbleiterfirmen. Dazu gesellen sich
noch
Unternehmen, die sich auf Solartechnik spezialisiert haben und die
Firma Tecom, ein Hersteller für
Telekommunikationseinrichtungen.
Was für einen Stellenwert die Technologie in Hsinchu hat, wird
deutlich, wenn man einen Blick auf die Partnerstädte wirft.
Unter
anderem ist die taiwanesische Stadt eine Partnerschaft mit Cupertino in
den USA eingegangen. Und dort befindet sich bekanntlich der Hauptsitz
des weltbekannten Unternehmens Apple.